Wer auf einer ozeanischen Insel Schmetterlinge sammeln will, darf seine Erwartungen nicht zu hoch spannen; aber dennoch waren meine Frau und ich sehr enttäuscht, als uns auf einer Reise nach Madeira von einer dort angesessenen, gebildeten Dame gesagt wurde, sie habe auf der Insel niemals einen Schmetterling fliegen sehen. Das wurde mir verständlich, als ich die nähere Umgebung von Funchal kennen lernte, denn an den aus lockeren vulkanischen Auswurfsmassen bestehenden, trockenen, vorwiegend mit Opuntien bewachsenen Gehängen in der Nähe der Küste kann kein Tagschmetterling leben. Die vielen Blumen der Gärten, derentwegen Madeira berühmt ist, sind aber aus den verschiedensten Gegenden zusammengebracht, so dass sich nach ihnen keine einheimische Fauna abstimmen konnte. So beobachtete ich in der Stadt von Tagfaltern auch nur einen Bläuling, der im Park um einen Baumwipfel flog. Es muss Cosmolyce baetica L. sein, da kein anderer Bläuling auf dem Eiland vorkommt. Das Bild ändert sich aber, wenn man nur eine kurze Strecke an der bis 1910 m ansteigenden, alten Vulkanruine hinaufgeht; denn von Nord her zieht oftmals eine Nebelkappe über den Kamm des Gebirges, um sich weit abwärts nach Süden zu erstrecken, ein Umstand, welcher auch zur Entdeckung der Insel durch Zarco führte. Noch im Juni war die Luft in Monte (etwa 650 m) meistens bedeckt, gab es selten einige Stunden Sonne und mitunter nachmittags etwas Regen, während der Strand von Funchal fast ununterbrochen im schönsten Sonnenschein herauf leuchtete. Hier gibt es sogar schöne Baumfarne und der durstige Eucalyptus bildet grosse Bestände, sehr zum Schaden der übrigen Waldbäume.