Als Festschrift zur Feier der Königl. Zoolog. Gesellschaft Natura Artis Magistra kann die Wahl des Themas: die Begattung einer ca. 2 mm. grossen Fliege, befremden. Zwei Umstände mögen diese rechtfertigen. Zunächst, dass Kopulationen in der Geschichte des Zoologischen Gartens so ausserordentlich wichtig gewesen sind. Schon seit langer Zeit gelang wiederholt die Fortpflanzung des Nilpferdes und in den späteren Jahren ist die Kopulation bei immer mehr Tieren durch guten Erfolg gekrönt worden, namentlich auch bei den grösseren Raubtieren und in den letzten Jahren beim Wisent. Andererseits handelt es sich um eine kleine Fliege die im Garten, wie auch sonst in Holland, besonders häufig auftritt, die Minierfliege der Stechpalme (Ilex), die seit vielen Jahren durch ihre im Winter in den Blättern lebenden Larven mir schönes frisches Material für meine Praktika im Zoolog. Laboratorium der Amsterdamer Universität lieferte. Es ist mir eine Freude, über einen so besonderen Lebensakt dieser Fliege mit den zahlreichen, dabei eine Rolle spielenden Chitingebilden an dieser Stelle etwas mitteilen zu können. Wegen der eigentümlichen Bildung der letzten Hinterleibssegmente mit ihrem Rasp-Apparat bei den Weibchen der Agromyziden erschien es erwünscht die Kopulation dieser Fliegen eingehender zu studieren. Im allgemeinen trifft man diese nicht oft in diesem Zustande und bei Beunruhigung lösen sie sich meistens bald. Mein Schüler, Herr E. A. M. SPEIJER hat in seiner Inaugural-Dissertation: „De hypopygia van eenige Agromyzidae, benevens theoretische beschouwingen over de homologieën van de aanhangsels hiervan (1934)”, das Verhalten dieser Chitingebilde an einer Reihe von Phytomyza-Arten untersucht. Die Kopulation wahrzunehmen gelang ihm aber nicht. Ich beobachtete diese bei Dizygomyza abnormalis Mall. im Freien Mitte Juni einige Male, meistens zwischen 12—4 Uhr bei sonnigem Wetter im Garten des Universitäts-Insectarium zu Amsterdam an einer mit Chenopodium album bewachsenen Stelle, deren Stengel mehrere Jahre hindurch von dieser Art stark befallen waren. Dann gelang es mir auch im der zweiten Hälfte von Mai eingefangene Phytomyza ilicis Curt., die an Ilex aquifolium hier sehr allgemein ist und platzartige Minen verursacht, einige Tage mit Zuckerkörnern in einer weiten Tube lebend zu behalten und auch einige Male die Begattung wahrzunehmen. Solche Pärchen von Phytomyza ilicis nahm ich in der Glastube meistens ca. 3 Uhr im Nachmittag wahr, als die Sonne schien. Während der Kopulation sitzt das ♂ auf dem ♀, mit seinen Vorderbeinen auf dem Kopf oder Thorax des ♀, dessen Flügel etwas ausgespreizt sind. Diese Pärchen, sowie auch die eingefangenen von Diz. abnormalis gelang es mir auch, obgleich nicht immer, vermittels eines in Chloroform getauchten Pinsels in diesem Zustande schnell zu töten, ohne das Lösung eintrat. Nach Fixierung werden die abgeschnittenen, aber noch zusammenhängenden Hinterleibsenden in Phenolum liquidum zur mikroskopischen Untersuchung genügend durchsichtig.