Im Jahre 1917 ist in den Anatomischen Heften die bekannte und schöne Arbeit Sobotta’s erschienen über das Vorkommen und die Bedeutung der Ovarialtasche bei den Säugetieren ¹). Das Hauptergebniss dieser Arbeit ist, dass bei alien Säugetieren (vielleicht mit Ausnahne der Primaten und des Menschen) die Ovulation in einer geschlossenen Ovarialtasche stattfinde; dass das Ei im Anfang durch eine Erweiterung der Ampulle aufgesogen und mittels der Peristaltik der Tubamuskulatur durch den isthmischen Teil weiter nach dem Uterus befördert werde. Die Flimmerung des Tubar- und Infundibularepithels scheine gar keine oder eine sehr geringe Rolle bei dem Eitransport zu spielen. Schon aus den Untersuchungen von ZUCKERKANDL (1897) und GERHARDT (1905) war bekannt, dass bei einigen Säugetieren (Muriden, Dipus, Sorex, Talpa, Mustelus, einigen Fledermäusen und Pinnipediern) die Ovarialtasche zeitlebens vollkommen gegen die Peritonealhöhle abgeschlossen ist, dass bei andren (Hund, Igel, Eichhörnchen und mehreren Fledermäusen) der Periovarialraum durch eine kleine Oeffnung mit der Peritonealhöhle verbunden ist, während ein dritte Gruppe (Huftieren, Kaninchen, Meerschweinchen und mehrere andere Säugetiere) eine weite Kommunikation zwischen diesen beiden Räumen aufweist, durch welche ein ansehnlicher Teil des Ovariums hervorsieht ²). Es ist der Verdienst Sobotta’s nachgewiesen zu haben, dass im letzterem Falle eine periodische Oeffnung und Schliessung der Ovarialtasche stattfindet: in der Weise, dass die Tasche in der Brunstund Ovulationsperiode geschlossen und ausserhalb derselben geöffnet sei. Die Möglichkeit der Taschenbildung hängt zusammen mit der Anwesenheit eines ventralen Gekröses, d. h. einer Ausbreitung des Mesosalpinx morphologisch ventralwärts von der Tuba. Dadurch ist zwischen den Schlingen des Oviduktes eine Mesenterialmembran ausgespannt, welche mittels eines, von der Infundibularregion nach der uterinen Längsmuskulatur verlaufenden Muskelbündels über das Ovarium hingezogen werden kann (Siehe Fig. 1). In einer späteren Auseinandersetzung dieses Problems betont GROSSER, dass neben Muskelwirkung noch andre Momente beim Eitransport durch das Ovidukt im Spiele sein möchten. Er meint, Sobotta unterschätze die Wirkung der Flimmerung des Infundibular- und Ampullarepithels beim Eitransport (zumal bei den Primaten) und ausserdem glaubt er, dass beim periodischen Verschluss der Ovarialtasche und bei der Erweiterung und Verengerung der Ampulle Erektionsvorgänge eine Rolle spielen dürften. Meine Befünde bei Galeopithecus unterstützen letztere Ansicht. Die Figur 1 stellt eine graphische Rekonstruktion der rechten Ovarialgegend von der ventro-medialen Seite gesehen dar. Die Tasche ist fast geschlossen; die Oeffnung derselbe ist als eine schmale, schief verlaufende Spalte unterhalb des Infundibulums zu ersehen. Letzteres is ganz nahe an den uterinen Abschnitt des Oviduktes gerückt. Der dicke, schwarze Strich M stellt in schematischer Weise den Verlauf eines Bündels glatter Muskelfasern dar, welches von der einen Spitze der Spalte (in der Figur 1 rechts oben) zum uterinen Tuba-Abschnitt zieht und sich der Längsmuskulatur desselben anschliesst.