Am 5. August 1956 traf von Dr. H. Kern auf dem Schiffswege aus Djakarta eine erwachsene Netzschlange, Python reticulatus Schn., von 6.40 m Länge im Tierpark Berlin ein. In ihre Kiste hatte man für den etwa vier Wochen dauernden Schiffstransport ein lebendes Huhn (großer Malaiischer Kämpfer) hineingesetzt, das unterwegs gefressen wurde. Reste davon — darunter ein Fuß — wurden dann unvollkommen verdaut wieder erbrochen. Nach der Ankunft in Berlin brachten wir die Riesenschlange zunächst provisorisch in einem kleinen Terrarium unter. Dort nahm sie zwei mittelgroße Meerschweinchen zu sich. Mittlerweile war ein größerer Behälter für das Tier fertiggestellt worden, in den die inzwischen durch die Wärme der Schlangenfarm munterer gewordene Schlange umgesetzt wurde. Hier verweigerte die Schlange in der Folge jede weitere Nahrung. Es zeigte sich nunmehr — 4 m distal von der Schnauzenspitze — eine abgetreppte Verschiebung (Abb. 1) der Wirbelsäule, die auf einen Bruch des Rückgrates schließen ließ. Die Schlange magerte in den folgenden Wochen erheblich ab, und der Bruch trat endlich so stark in Erscheinung, daß der Python nicht mehr ausgestellt werden konnte. Während die Schlange in der ersten Zeit noch sehr aggressiv war und der vor dem Bruch liegende Körperteil immer noch hoch aufgerichtet wurde, ergriff in zunehmendem Maße immer größere Apathie das Tier, bis es schließlich völlig teilnahmslos herumlag. Innerhalb von vier Monaten erfolgten drei Häutungen. Hinter dem Bruch schwoll der völlig gelähmte Körperabschnitt bis zum After stark an (Abb. 2). Der Schwanz blieb von der Schwellung unberührt. Der Körperumfang vor dem Bruch betrug 35 cm, hinter ihm 56 cm. Die Haut des aufgetriebenen Körperteiles war sehr mürbe und näßte an verschiedenen Stellen. Am 30. November 1956 starb die Netzschlange. Der angeschwollene Teil ging nach dem Tode der Schlange sofort in Fäulnis über. Im Enddarm fand sich eine riesige Menge von Harnsäurekristallen gespeichert, obwohl während der Krankheit des Tieres wiederholt große Portionen von Kot manuell aus der Kloake geholt worden waren. Dr. G. BEUTEL (Berlin-Lichtenberg) übernahm freundlicherweise das Röntgen und die entsprechende Deutung. Es stellte sich — wie vermutet — tatsächlich ein Wirbelsäulenbruch heraus. Der betreffende Wirbel ist stark destruiert. Hier macht die Wirbelsäule einen nach rechts gerichteten Knick (Abb. 4), und beim Seitenbild erkennt man außerdem eine Versetzung der beiden Wirbelsäulenabschnitte in dorsoventraler Richtung um fast die volle Wirbelsäulendicke (Abb. 5). Wolkige Schattenbildungen an diesem Abschnitt dürften Callus sein. Auf der Seitenaufnahme sieht man weiterhin multiple alte und frische Rippenfrakturen, von denen die letzteren durch kräftigen Callus bereits überbrückt werden. In Höhe des destruierten Wirbels sind links mehrere Rippen zu sehen, die z.T. etwas aufgetrieben sind und zentrale Aufhellungen mit exzentrischer Verdünnung der Compacta aufweisen. Hierbei dürfte es sich um Enchondrome handeln. Soweit die Tatsachen und die Befunde.