An Hand allen verfügbaren Materiales werden die 8 aus dem Indischen Ozean und Indopazifik beschriebenen Raja-Arten auf ihre Validität und generische sowie subgenerische Zugehörigkeit untersucht. Die Bearbeitung der Typen und wenigen zusätzlichen Exemplare weist eine neunte Spezies nach. R. (Rostroraja) alba Lacepède, 1803 tritt mit einem Einzelfund nördlich von Madagaskar als zehnte Spezies erstmalig in diesem Faunengebiet auf. Außer R. alba sind wahrscheinlich die übrigen Arten endemisch; sie werden unter modernen Gesichtspunkten ausführlich wiederbeschrieben und abgebildet. Wo möglich, werden ihre Klasper- und Schädelmerkmale sowie weitere Einzelheiten ihrer Skelettanatomie dargestellt. R. andamanica Lloyd, 1909 wird zum Genus Cruriraja Bigelow & Schroeder, 1948 gestellt, und weist dieses wie die Familie Crurirajidae erstmals in diesen Gewässern nach. R. sibogae Weber, 1913 und R. mamillidens Alcock, 1889, letztere unter Vorbehalt, werden dem Genus Breviraja Bigelow & Schroeder, 1948 zugeordnet, das damit erstmals im Indopazifik belegt ist. Drei Jungtiere, 1913 von Weber zu R. mamillidens gestellt, repräsentieren eine unbeschriebene dritte Breviraja-Spezies, die vorerst unbenannt bleibt. Die übrigen, tatsächlich zum Genus Raja L., 1758 gehörigen Arten werden folgenden Subgenera zugeordnet: R. reversa Lloyd, 1906 zu Amblyraja Malm, 1877; R. johannisdavisi Alcock, 1899 zu Dipturus Rafinesque, 1810; R. powelli Alcock, 1898 und – mit Einschränkung – R. philipi Lloyd, 1906 zu Okamejei Ishiyama, 1958; R. annandalei Weber, 1913 zu Rajella Stehmann, 1970. Alle Subgenera sind erstmals für das Gebiet nachgewiesen. Für Breviraja sibogae und Raja annandalei werden jeweils Lectotypus und Paralectotypus festgelegt. Bestimmungsschlüssel fur die Gattungen und alle behandelten Arten sind aufgestellt. Nach den vorliegenden Ergebnissen sind im Untersuchungsgebiet durch Invasion zwar endemische Arten, aber keine endemischen Gruppen der Rajiformes entstanden. Außer den Okamejei-Vertretern, die allerdings hier auch deutlich tiefer leben als ihre Schwesterarten im NW-Pazifik, sind die übrigen Arten Tiefenformen: diese recht einseitige Besiedlungsweise dürfte topographisch wie besonders klimatisch bedingt sein. Indischer Ozean und Indopazifik sind im Verlaufe der Evolution der Rajiformes eher als Durchzugs- und Übergangsgebiet und weniger als feste Besiedlungsräume einzuschätzen.