Der einzige, der versucht hat eine Parallelisation zwischen dem Perm der Bergamasker Alpen und der Dolomiten zu machen, ist Klompé (1929). Er ging von den Ansichten von Richthofens (1860) aus und betrachtete den Grödener Sandstein als eine Art sandiger Tuff, als eine „Zusammenschwemmung losen Auswurfmaterials”. Da, nach ihm, die psammitischen und konglomeratischen Tuffite in gleicher Weise entstanden sind, hat er sie stratigraphisch mit einander in Verbindung gebracht. Gehen wir aber nach, wie der oberpermische Verrucano der Bergamasker Alpen sich ostwärts gehend entwickelt, so kommen wir über die Brescianer Alpen, wo schon Gümbel (1880) den Verrucano von Suess (1869) mit dem Grödener Sandstein vergleicht, und Salomon (1908) den roten Sandstein aus dem Perm der Adamello Gruppe die direkte Portsetzung des Grödener Sandsteins nennt, zur Ueberzeugung, dass der Verrucano der Bergamasker Alpen und der Grödener Sandstein in einen stratigraphischen Horizont zu stellen sind. Diese Meinung wird bestärkt durch die Tatsache, dass man bei beiden einen Materialzufuhr von anderswo annehmen muss und beide dieselben roten, ausnahmsweise grauen und blassgrünlichen Farben zeigen. In den Bergamasker Alpen beobachten wir Quarz- und Porphyrgerölle als wichtigste Komponente des Verrucanokonglomerates. Dies veranlasste Jong die Definition von Suess zu ändern. Wenn wir aber sehen, dass in anderen Gegenden Grundgebirgsgerölle in den Vordergrund treten (Val Trompia) liegt es nahe Jongs Aenderung als Erweiterung der Definition aufzufassen. Mit einer Hinzufügung möchte ich unter Verrucano verstehen: „Ein meist dunkelrotes Konglomerat von Geröllen kristallinischer Felsarten oder Effusivgesteinen mit zahlreichen Geröllen von weissem Quarz. Charakteristisch sind die nicht immer vorhandenen, dunkelrot verwitterten Porphyrkomponenten”. In den Südalpen muss das Alter oberpermisch sein. Am besten sprechen wir also vom „oberpermischen Verrucano”. Gleichfalls müssen wir die Bellerophonkalke zum Oberperm stellen. Nach W. werden sie durch den Oolith-Dolomithorizont ersetzt, die zuletzt bei Creto (Giudicaria) vorkommt („Kalke von Praso”, Salomon, 1908, S. 368 sq.). Zum unteren Perm möchte ich die Collioschichten der Bergamasker Alpen und die gleichen Schichten der Val Trompia mit den Porphyren und Tuffen des Cima d’Asta-Gebietes, diejenigen von Bozen und die Kalk- und Tonschiefer von Tregiovo im Nonsberggebiet stellen. Ein zweifelhaftes Glied bilden die weissen Sandsteine von Daone und die getigerten Sandsteine vom Cima d’Asta Gebiet. Sie bestehen schon aus fremdem, zugeführtem Material, zeigen aber die rote Farbe noch nicht. Vorläufig stellen wir sie am besten auf die Grenze zwischen Ober- und Unterperm. Schliesslich bleibt uns übrig nachzugehen, wie unsere Einteilung sich zu der des deutschen Permes verhält. Es liegt nahe, das untere Perm mit dem Unterrotliegenden gleichzustellen. Es sind, bisweilen auch rote, Sandsteine, Schiefertone mit Kohlenflözen, Arkosen mit öfters eingeschalteten Porphyrdecken, Porphyrbreccien und Tuffen. Horizonte mit Walchien sind sehr verbreitet (Deutschland, Schlesien, Frankreich: Becken von Brive, Autun, Lodève). Das Unterrotliegende wird vielerorts (z.B. Saar-Nahe Gegend, Halle, Schlesien) nach oben durch eine Sedimentationslücke begrenzt, worüber, oft diskordant, rote Konglomerate, rote Sandsteine oder rote Schieferletten des Oberrotliegenden folgen. Diese Sedimentationslücke möchte ich mit der Regression am Ende des unteren Permes der Bergamasker Alpen vergleichen. Dort wird aber die Collioserie direkt von den terrestrischen Ablagerungen der oberpermischen Verrucano bedeckt, ohne dass eine Lücke entsteht, Vielleicht ist dies durch die Nähe des Festlandes zu erklären. Eine neue Transgression fängt mit dem deutschen Zechstein an. Sie ist mit der des Bellerophonkalkes zu vergleichen. Heritsch (1933) lässt letztere in den Karnischen Alpen erst mit dem mittleren Zechstein anfangen. Nach W. gehend treten die Bellerophonkalke und der Dolomit-Oolithhorizont also erst verhältnismässig später auf. Zusammenfassend kommen wir also zu beigefügter Tabelle (Siehe Fig. 3). Diese Untersuchungen liefern aber noch einige Ergebnisse. Wenn wir die Verbreitung des subaquatisch abgelagerten Permes betrachten, so sehen wir, dass es im unteren Perm keine ausgedehnte Meeresbedeckung in den Südalpen gegeben hat, sondern dass wir es entweder mit unregelmässigen Buchten eines Meeres, oder mit einer Anzahl einzelner Seen oder Binnenmeere zu tun haben. Lugano war Festland. In den Bergamasker Alpen zwischen Pzo Tre Signori und Val Camonica gab es ein Meeresbecken. Möglicherweise S.E. der Val Camonica (Colle S. Zeno, Gümbel, 1880) eine Landschwelle. Die Val Trompia und Val Caffaro bildeten wieder ein Becken. Daone war Land, ebenso wie das Cima d’Asta Gebiet und die Umgebung von Bozen, wo lokal kleinere Becken auftraten. (Einschaltungen von kalkigen Tonschiefern in den Konglomerathorizonten). Bedeutend war wahrscheinlich nur das von Tregiovo im Nonsherggebiet. In einer vorigen Arbeil habe ich gezeigt, dass eine langsame Transgression, die wahrscheinlich teilweise mit einer Senkung dieser Becken Hand in Hand ging, stattgefunden hat. Diese Bewegungen müssen wir als posthume herzynische auffassen. Im Gegensatz zu den permischen Bewegungen lässt die alpine Senkung sich über das ganze südalpine Gebiet gleichmässig fühlen. Sie fängt im E. in den Dolomiten während der oberen Hälfte des Oberpermes an (Bellerophonschichten. Oolith-Dolomithorizont). Je weiter wir nach W. kommen, je später setzt sie ein. An der Perm-Trias Wende findet sie sich wahrscheinlich zwischen der Val Camonica und dem Judicariental. In den Bergamasker Alpen ist der Zeitpunkt durch das Fehlen von Fossilien nur zu schätzen auf der unteren Hälfte der Servino, also während des unteren Werfenien. Erst im oberen Werfenien wird das Porphyrgebiet von Lugano überflutet (obere Campillerschichten, Frauenfelder, 1916).