Das Genus Culcita Agass. zählt durch die merkwürdige Form und die ansehnliche Grösse seiner Arten zu den interessantesten Asteriden, und gut conservirte Exemplare davon gehören zu den Zierden unsrer Museen. Um so bedauerlicher erschien es mir, als ich vor einiger Zeit den Versuch machte die von Prof. Brock in Amboina und Pulo Edam (Java) gesammelten Stücke zu bestimmen, dass die Determination der Species, wollte man sich nicht mit blossen Muthmassungen begnügen, trotz der sehr geringen Zahl von Formen, fast zu den Unmöglichkeiten geborte. Die Ursache hiervon war der fast gänzliche Mangel an Abbildungen und genügenden Beschreibungen. Die Müller-Troschel’schen Diagnosen von G. novae guineae, grex und coriacea waren, gegenüber der ungemeinen Variationsfähigkeit der Arten, ganz unzureichend geworden; ebenso ungenügend war Gray’s Beschreibung von C. pentangularis, und die natürliche Folge davon wurde eine Merkliche Unsicherheit bezüglich dieser Arten in der späteren Litteratur. Die einzigen sicher bestimmbaren Species waren die vortrefflich abgebildete C. schmideliana Retz. (Schmidel l. c.) von der africanischen Ostküste und G. veneris Perr. von St. Paul, die sehr abweichende Charaktere hat. Um dem besagten Uebelstande abzuhelfen beschloss ich die pkotograpkische Aufnahme, wenn möglich sämmtlicher Typen, und zunächst einen Besuch im Leydener Museum, welches mehrere Müller-Troschel’sche Originale besitzt. Den Herren, welche mich dort liebenswürdiger Weise unterstützten, besonders Herrn Dr. Horst, meinen besten Dank! dem Director der Sammlung, Herrn Dr. Jentink, bin ich ausserdem für die Gewährung einer Doppeltafel sehr verpflichtet. Was ich im Leydener Museum feststellen konnte, möchte ich mir erlauben an dieser Stelle zu veröffentlichen, in der Hoffnung damit dem Bestimmer von Culcita-Arten die Arbeit bereits zu erleichtern und um Directoren von Museen anzuregen mich für die Fortsetzung meiner Studien mit Material, resp. durch Mittheilung von Fundorten zu unterstützen. Diese kleine Publication ist nur eine vorläufige und macht keinen Anspruch auf abschliessende Resultate; ihr wird, wie ich hoffe, eine zusammenfassende Darstellung mit der Reproduction des für die Arten und zahlreichen Variationen äusserst interessanten Photographieen Materials folgen. Ein ähnliche Bearbeitung habe ich auch für das artenreichere Genus Pentaceros begonnen, für welches sich der Mangel an Abbildungen nicht minder fühlbar macht. Im Anschluss an die Besprechung der Arten, möchte ich sodann einige Beobachtungen über das Skelett der Gattung bringen. Es wird wenige Seesterne geben, die so ausserordentlich zu individueller Abänderung neigten, wie grade Culcita. Nehmen wir beispielsweise die bekannte C. schmideliana Retz., so wäre Nichts einfacher als zwei Exemplare von ihr herauszugreifen, die der Nichteingeweihte für verschiedene Species erklären würde. Ich erwähne nur das auf Taf. 97 der Encyclopedie methodique abgebildete Exemplar, welches Müller und Troschel für C. coriacea M. T. hielten, während Perrier l. c. 1876 und früher schon Michelin ganz richtig seine Zugehörigkeit zu C. schmideliana bestätigten. Während der Besitz sehr grober dicker Rückentuberkel bei der Art normal ist, hat dieses Exemplar fast gar keine, ein kleiner Unterschied, der bei Culcita eben keine Rolle spielt. Auch Folgendes diene als Beispiel: Bei dem von Schmidel abgebildeten Exemplare besitzt die Ventralseite gröbere Granula in kleinen Gruppen, die durch beträchtliche Zwischenräume getrennt sind und Feldern angehören, welche ihrer Lage nach den subcutanen Skelettplatten entsprechen. Ebenso verhält sich ein Zanzibar-Exemplar in Göttingen, bei welchem jedoch die Felderung ganz fehlt. Ein Exemplar von Mauritius jedoch, in unsrer Sammlung, zeigt Gruppen von etwa 15 gröberen Granula, und wenig fehlte, so wäre ein Verhalten erreicht, wie es für C. novae guineae M. T. characteristisch oder doch sehr häufig ist, nämlich gleichmässige Vertheilung grober Granula über die ganze Bauchfläche mit gänzlich fehlenden oder sich berührenden Gruppen. In der That habe ich im Hamburger Museum ein sehr interessantes Stück gesehen, welches auf der Bauchseite dies letztere Verhalten hat, während seine Rückenseite die typischen Eigenschaften einer C. schmideliana besitzt. Leider war der Fundort als »Canton oder Africa” bezeichnet. Welcher Art es angehörte, war durchaus nicht zu sagen, vielmehr schien es darauf hinzudeuten, dass die in ihren Typen so verschiedenen Species C. schmideliana und C. novae guineae nur locale Varietäten ein und derselben Art seien. Dass die gewöhnlich hochgewölbte letztere Art, freilich wohl in kolge schlechter Conservirung, selbst in Spiritusexemplaren gelegentlich die flache Scheibenform der ersteren haben kann, zeigt ein Hamburger Stück von Java, dass augenscheinlich seiner Form wegen als C. discoidea Agass. (= C. schmideliana Retz.) bestimmt war, während die Charaktere seiner dorsalen und ventralen Granuliruug ganz die von C. novae guineae waren ¹).