Die als Jungtertiär (m 1, m 2 und m 3) kartirten Sedimente von Java und Madura nehmen ± 38% der ganzen Oberfläche dieser Eilande ein, während sich die posttertiären Ablagerungen mit reichlich 33%, die vulkanischen ¹) Bildungen mit fast 28%, alle vorneogenen Gesteine aber nur mit reichlich 1% betheiligen ²). Für eine genaue Eintheilung jener jungtertiären Sedimente würde es selbstredend einer ansehnlichen Reihe von Fossillisten bedürfen; doch sind dieselben keineswegs vorhanden. Denn für die geognostische Aufnahme der ausgedehnten Inseln ³) sind im wesentlichen nur 6 Jahre verwendet worden 4), und in dieser Zeit waren nur VERBEEK und FENNEMA mit der Arbeit im Felde betraut, ohne von anderen Geologen unterstützt zu sein. Es wird deswegen Niemanden befremden, dass die Aufsammlungen sehr lückenhaft sind und dass die LagerungsVerhältnisse nicht überall eingehend untersucht werden konnten. Der Mangel an palaeontologischem Material macht sich ganz besonders bei dem östlichen Java und Madura geltend; denn hier liegen aus coll. VERBEEK bis jetzt nur für zwei Orte, Sondé und die Gegend des G. Butak, grössere Serien von Bestimmungen vor. Die schon vor Jahren untersuchten Fossilien von Ngembak (aus coll. v. DJJK) lassen sich nur in beschränktem Maasse benutzen, da viele allein mit der allgemeinen Angabe „Ngembak” versehen waren ¹); für Madura muss das von SCHNEIDER gesammelte und von BÖHM bearbeitete Material noch immer als das wichtigste bezeichnet werden. Auch eine vollständige Bearbeitung der durch VERBEEK und FENNEMA zusammengebrachten Fossilien wird die offene Frage nach dem genaueren Alter eines grossen Theiles der in Rede stehenden Sedimente nicht zu lösen im Stande sein; sie wird im wesentlichen kaum mehr ergeben, als sich schon jetzt aus der vorstehenden Untersuchung ableiten lässt ²). Fassen wir deren Hauptergebnisse zusammen, so gelangen wir zu folgenden Resultaten: Stufe m 1. Aus dieser Stufe ist palaeontologisches Material noch kaum bekannt; Fossillisten fehlen, von den Foraminiferen abgesehen, überhaupt gänzlich. Deswegen wird man mit der Möglichkeit rechnen müssen, dass sich unter den als m 1 bezeichneten Sedimenten auch noch solche von palaeogenem Alter befinden können. Stufe m 2. Bei weitem die grösste Anzahl der Versteinerungen, die untersucht wurden, gehört dieser Stufe an; grössere Serien liegen fast nur aus letzterer vor. Für die palaeontologische Charakterisirung der Stufe m 2 sind trotzdem bisher nur die Aufsammlungen von 15 Orten verwendbar und diese lassen sich keineswegs in einen bestimmten, stratigraphischen Verband bringen, verlangen vielmehr in den meisten Fällen für jeden Fundort eine gesonderte Betrachtung und Altersbestimmung ¹). Diese konnte bei dem Mangel an Leitfossilien nur mit Hilfe des Procentsatzes recenter Arten geschehen, welcher zwischen 14 und 53 schwankt, aber theilweise auf Grund so weniger Bestimmungen berechnet wurde, dass spätere Änderungen für verschiedene Fundstellen nicht ausgeschlossen sind; für andere Lokalitäten ist dagegen eine wesentliche Abänderung nicht mehr zu erwarten, da sie durch sehr zahlreiche Species vertreten sind. Am bestimmtesten heben sich die jungmiocänen Ablagerungen der altbekannten Fundstellen am Tji Tangkil und Tji Lanang (Fundort O) nebst den pliocänen von Sondé, am Flusse Solo, heraus; jene mit 30%, diese mit 53% noch lebender Arten. Die Sedimente, welche den niedrigsten Procentsatz lieferten (14—17), sind vermuthlich als altmiocän zu bezeichnen. Die miocänen Ablagerungen, aus denen die betreffenden Fossilien stammen, gehören vor allem dem Gebirgslande der Preanger-Regentschaften an; diejenigen unter ihnen, welche den geringsten Procentsatz recenter Arten lieferten, besitzen in dieser Gegend der Insel die bedeutendste Meereshöhe. Dagegen sind pliocäne Sedimente nur 25—78 m. hoch über dem Meere nachgewiesen, und diese sind auch geographisch von jenen geschieden; eine scharfe fannistische Grenze ist indessen innerhalb der Stufe m 2 nirgends zu erkennen. Das Bestehen facieller Unterschiede bei den Faunen der verschiedenen Fundorte erschwert die Feststellung ihres Alters, zumal man nicht berechtigt ist anzunehmen, dass bei allen Gattungen die Umprägung gleich rasch vor sich gegangen sei. Deswegen können vielleicht auch gleichaltrige Ablagerungen einen Unterschied in dem Procentsatz recenter Arten aufweisen. Es ist möglicherweise in der Stufe m 2 eine vollkommene Continuität sowohl der Schichten als der Faunen vorhanden, so dass der allmählige Übergang vom älteren Miocän zum Pliocän ohne eine bestimmte Scheidungslinie erfolgte. Stufe m B. Die wenigen Versteinerungen, welche aus dieser Stufe bekannt sind, weisen auf jüngeres Miocän hin; keinesfalls können aber die als m 3 bezeichneten Kalke alle jünger sein als der gesammte unter m 2 zusammengefasste Schichtencomplex; mindestens muss ein Theil der Stufe m 3 als eine andere Facies der Stufe m 2 angesehen werden ¹). Das wir es mit einem Faciesunterschiede zu thun haben, geht auch aus dem Bestehen einer ganz bestimmten Beziehung zwischen der Verbreitung der „Kalketage m 3” und dem Flussnetze der Insel hervor. Das Vorkommen dieser Stufe steht anscheinend mit tektonischen Linien in Verband, denn die bedeutendsten Flüsse müssen bereits im jüngeren Tertiär ihr Material nach derselben Richtung hin abgeführt haben wie heute. Dabei bildeten sich die Kalksteine im klaren Wasser und an der von der Flussrichtung abgewandten Seite, besonders an der dem Indischen Oceane zugekehrten Küste. Die Gattung Cycloclypeus, welche schon im javanischen Eocän ¹) vorkommt, aber anscheinend erst später gesteinsbildend auftritt, gehört zu den bezeichnendsten Versteinerungen dieser posteocänen Ablagerungen. C. annulatus, welcher im Pliocän noch nicht nachgewiesen ist, findet sich ungemein zahlreich und von vielen Orbitoiden begleitet in Schichten, die im westlichen Java in einer langen, dem Hauptstreichen des Eilands parallelen Linie aufgeschlossen sind und demnach hier einen besonderen Horizont zu charakterisiren scheinen. C. communis ist vor allem in den Preanger-Regentschaften, in miocänen Schichten, angetroffen. Da die stratigraphische Grenze zwischen m 1 und m 2 keineswegs mit Sicherheit festgelegt werden konnte, während für diesen Zweck verwendbare Versteinerungen, von einzelnen, seltenen Alveolinen abgesehen, überhaupt nicht bekannt sind; da ferner m 2 und m 3 auch nicht geschieden werden können — so scheint es geboten, die gesammten, als m 1, m 2 und m 3 bezeichneten Sedimente unter einem gemeinschaftlichen Namen zusammenzufassen. Ich wähle hierfür die Bezeichnung Javagruppe, weil die in Rede stehenden Ablagerungen den wesentlichsten Antheil an der Bildung der Oberfläche von Java nehmen. Die Sedimente der Javagruppe sind durch den Besitz von lepidocyclinen Orbitoiden ausgezeichnet, und VERBEEK benutzte diesen Charakter mit Recht, um seine Stufen m 1—m 3 von den älteren Schichten der Insel zu trennen, deren Orbitoiden alle zu Orthophragmina gehören und welche von ihm als Eocän und Oligocän bezeichnet wurden. Nach dem gegenwärtigen Standpunkte unserer Kenntniss wird man aber die beiden genannten Gruppen von Orbitoiden nur zur Trennung von eocänen und posteocänen Schichten, nicht aber zur Scheidung von Eogen und Neogen benutzen dürfen. Deswegen müssen auch die Nanggulanschichten zum Eocän gerechnet werden, eine Auffassung, mit der das Resultat der Böiiger’schen Untersuchung von Fossilien aus Jogjakarta ebenfalls sehr wohl im Einklange steht. Das Oligocän ist dagegen auf Java bis jetzt nicht nachgewiesen und die Einführung dieses Namens in Indien vorläufig überhaupt nicht zu rechtfertigen, wenngleich unter dem als „älteres Miocän” bezeichneten Schichtencomplexe Bildungen stecken mögen, die dem Oligocän Europa’s zeitlich entsprechen. Die lepidocyclinen Orbitoiden finden sich auch in Schichten, welche in Vorder-Indien und auf Java als Miocän betrachtet werden; doch lässt sich ihr Vorkommen im Pliocän von Java durchaus nicht erweisen und fällt ihre Hauptent wicklung in die Zeit des „älteren Miocäns”, zusammen mit Cycloclypeus annulatus. Somit entspricht die vertikale Verbreitung der indischen Orbitoiden in allen wesentlichen Zügen der von DOUVILLÉ für Europa angenommenen. Die Javagruppe lässt sich nach alledem in dieser Weise charakterisiren: Breccien, Mergel und Kalksteine, welche sich in geringer Meerestiefe ablagerten und deren unterste, zahlreiche Orbitoiden und stellenweise auch Alveolinen ¹) führende Schichten zeitlich vielleicht dem Oligocän Europa’s entsprechen. In den jüngeren, fossilreichen Ablagerungen wechselt der bis jetzt berechnete Procentsatz recenter Arten zwischen 14% und 53%. Daraus heben sich miocäne Sedimente mit ± 30% und pliocäne mit ± 50% am deutlichsten hervor, ohne dass eine bestimmte stratigraphische oder palaeontologische Grenze nachgewiesen wäre. Lepidocyclina und Cycloclypeus treten gesteinsbildend auf. Marines Eocän stellt das Liegende, fluviatiles, oberes Pliocän das Hangende dieser Schichtengruppe dar ¹). Die Übersicht der versteinerungsführenden Sedimente von Java gestaltet sich nun wie folgt: Quartär: Fluviatile und marine Ablagerungen; die letzteren zum Theil reich an Mollusken ²), stellenweise mit Walfischresten, worunter Sebaldius Schleyeli Flower und Physatus antiquorum Gray (?) 3); reichen von Norden und Osten her weit landeinwärts. Jungpliocän: Kendengschichten 4) aus dem östlichen Java. Fluviatile Bildungen, reich an Stegodontenresten, u. a. mit St. trigonocephalus Mart. u. Cervus Lydekkeri Mart. Hierin auch Pithecanthropus erectus Dub. ¹). Pliocän, Miocän (und älter?): Javagruppe ²). Marine Ablagerungen, welche den hauptsächlichsten Antheil an dem Aufbau der Insel nehmen und reich an Versteinerungen sind. Bei weitem die meisten Fossilien, welche bis jetzt von Java beschrieben wurden, stammen aus dieser Gruppe; darunter befinden sich Lepidocyclina und Cycloclypeus. Eocän: Marine Bildungen von geringer Ausdehnung, mit Nummulites, Alveolina und Orthophragmina. Hierzu gehören auch die Nanggulanschichten. Steinkohlen. Kreide: Kalkstein mit Orbitolina aus Banjumas, bei Sironggé, südlich von Bandjarnegara; dies Gestein ist von keinem anderen Orte der Insel bekannt ³). Hieran schliessen sich krystalline Schiefer, Glimmerschiefer, Talkschiefer und Quarzitschiefer, von denen mir u. a. in coll. JUNGHUHN Muskovitschiefer vorliegen, die von archäischen Gesteinen durchaus nicht zu unterscheiden sind ¹). Sie stammen aus dem Süd-Seraju-Gebirge, und JUNGHUHN betrachtete diese Schiefer als durch Contactmetamorphose veränderte Tertiärgesteine; er spricht demgemäss von tertiären Glimmerschiefern ²). FENNEMA erklärte sie auf Grund einer späteren Untersuchung für gleichwerthig mit der alten Schieferformation von Sumatra, und VERBEEK, welcher den Bericht von FENNEMA publicirte, nahm derzeit dessen Ansicht an ³). Später fanden sich die oben erwähnten Orbitolinen in einem mit Serpentinschiefern lagernden Kalksteine, und deswegen zog VERBEEK die ganze Schieferformation zur Kreide, einschliesslich der granatführenden Glimmerschiefer etc. 4). Da indessen aus der Beschreibung 5) hervorgeht, dass es sich in dem betreffenden Gebiete um complicirte Lagerungsverhältnisse handelt, welche im einzelnen noch keineswegs genau festgestellt werden konnten, so vermag ich das cretaceïsche Alter der oben genannten krystallinen Schiefer noch nicht als erwiesen anzusehen und halte ich an dem schon früher in dieser Frage angenommenen Standpunkte fest 6).