Die erste Koralle aus dem Tertiär von Java ist 1864 durch Duncan vom Goenoeng Sela im Tji Lanangtal beschrieben worden. 1867 hat dann Reuss die erste grössere Suite von Tertiärkorallen bearbeitet, die v. Hochstetter anlässlich der Novara-Expedition gesammelt hatte. Das Material stammte ebenfalls vom Goenoeng Sela im Tji Lanangtal mit Ausnahme einer Koralle, die einer Breccie bei Tjoekang Raon in der Lalangkette entnommen wurde. 1879—80 erschien die erste umfangreiche Bearbeitung von Tertiärfossilien aus Java, nach den Aufsammlungen F. Junghuhns durch K. Martin. Darunter befand sich auch eine erhebliche Anzahl neuer Korallen von verschiedenen Fundpunkten. Im Jahre 1910 sammelte Martin dann selbst auf Java und ihm verdanken wir die erste eingehendere Beschreibung und auf Untersuchung des palaeontologischen Materials basierte Altersbestimmung der fossilführenden Tertiärschichten (S. Vorläuf. Ber. über geolog. Forschungen auf Java, 1911/14). Das von dieser Reise mitgebrachte Korallenmaterial bildet den Grundstock der folgenden Untersuchungen. Es erfuhr wertvolle Ergänzungen durch einige ältere Aufsammlungen, die ebenfalls noch der Bearbeitung harrten. So vor allem Korallen aus der Collection Verbeek-Fennema, dann eine kleine Suite der Collection P. van Dijk, aus Tiefbohrungen stammend, und schliesslich noch Restbestände der Sammlung Junghuhn. In jüngster Zeit hat Felix 1912 ein reiches Korallenmaterial besehrieben, das in pliozänen Schichten in der Umgebung von Sonde in der Residenz Madioen gesammelt wurde und viele interessante Vergleichspunkte mit unseren Formen aus älteren Schichten lieferte. Es wird nun ergänzt durch eine Reihe von Stücken der Coll. Verbeek aus derselben Gegend und durch neuere Aufsammlungen von L. Rutten in gleichalterigen Schichten an neuen Fundstellen. Die Bearbeitung eines tertiären Korallenmaterials ist hierzulande mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die so umfangreiche Literatur, namentlich die zum Vergleich heranzuziehende über die rezenten Formen, ist über die Bibliotheken des Landes zerstreut und schwer oder überhaupt nicht zu beschaffen. Die Identifizierung fossiler Korallen mit schon bekannten Arten, nur nach der Literatur, ist überhaupt in vielen Fällen sehr unsicher, da der verschiedene Erhaltungszustand eine so grosse Rolle spielt, und die Darstellungen namentlich in den älteren Werken vielfach unzulängliche sincl. Noch viel schwieriger wird dies aber bei dem Vergleich mit rezenten Formen, deren feine Oberflächen-Skulptur an den fossilen nur in seltenen Fällen erhalten ist. Diese Oberflächenskulpturen sind es aber gerade, die vielfach ausschliesslich zur Unterscheidung rezenter Arten verwandt werden, während die innere Skelettstruktur in den Beschreibungen lebender Formen häufig eine ganz ungenügende Darstellung erfährt. Hier kann nur der unmittelbare Vergleich der Stücke zum Ziele führen. Ein solches gut bestimmtes rezentes Vergleichsmaterial fehlte mir aber in Holland so gut wie vollständig und ein Besuch auswärtiger Museen war unter den gegenwärtigen Umständen nicht möglich. Ich bin mir daher wohl bewusst, dass dieser Arbeit manche Mängel anhaften werden, und sich die zahlreichen, von mir als neu angeführten Arten vielleicht später an der Hand eines grösseren Vergleichsmaterials wieder erheblich reduzieren werden. Andererseits schien es mir von Interesse, einen Überblick über die von Java bekannten Tertiärkorallen zu geben. Einmal werden die Bearbeitungen der anderen Fossilien aus den Tertiärschichten durch Martin dadurch ergänzt. Dann sind aber in neuerer Zeit auch von anderen Inseln des Archipels grössere Korallenaufsammlungen beschrieben worden (Felix, 1915 u. 20). Wir können uns daher nun allmählich ein Bild von der jungtertiären Korallenfauna des indopazifischen Gebiets machen, deren Kenntnis lange Zeit hindurch eine so mangelhafte war. Im Anschluss an diese Abhandlung werde ich tertiäre Korallen von Borneo behandeln und dann einen Überblick über die tertiären Korallenfaunen des indopazifischen Gebiets im Vergleich mit denen anderer Weltteile geben.