Es lässt sich von den Tropenfloren feststellen: 1.) Die Tropenfloren erweitern das morphologische Spektrum des Angiospermen-Systems im Bereiche der systematisch wichtigen Organisationsmerkmale durch ihren Reichtum an eigenen Familien und Gattungen ganz bedeutend. Diese Merkmale stellen oftmals relativ ursprüngliche Typen dar, welche wertvolle Hinweise für typologisch-phylogenetische Ableitungen ergeben. 2.) In den Tropenfloren steckt also wahrscheinlich das älteste Zentrum der Blütenpflanzen, und a.) das Studium des tropischen Milieus und b.) die Analyse der Ausbildungsmerkmale tropischer Gewächse lassen eindringlich erkennen, dass die heute meist noch üblichen Interpretationen von Merkmalsabwandlungen in ihrer Differenzierungsrichtung verkehrt sind, ihre Vektoren umgekehrt werden müssen, um zu typologisch-phylogenetischen Reihen zu gelangen. Es kann nicht mehr, — wie es sich historisch entwickelt hat — vom Temperierten zum Tropischen vorgeschritten werden, sondern man hat vielmehr jetzt sinngemäss die temperierten Typen von tropischen abzuleiten. Damit kann ein wesentlicher Schritt in Richtung einer wahrscheinlicheren typologischen Phylogenetik getan werden. Es ist heute möglich, sich über viele Merkmale einer Urpflanze Vorstellungen zu machen und von einer solchen Urpflanze alle existierenden Typen von Blütenpflanzen durch eine relativ kleine Zahl von Makroevolutions-Prozessen in einem logischen System abzuleiten, Die botanische Phylogenetik und alle übrigen botanischen und biologischen Forschungsrichtungen analysieren und erkennen an einem bestimmten Lebewesen — jede mit ihren eigenen Methoden und Zielen — vor allem die Auswirkungen ein und desselben Genoms. Ihre Resultate sind Exponenten dieses Genoms in seiner raum-zeitlichen Entwicklung, gleichgültig ob physiologisch, ob mikro- oder makromorphologisch angepackt, ob in der Ontogenese oder in der Phylogenese: Die stammesgeschichtliche Forschung analysiert jene Experimente, welche die Natur seit Jahrmillionen selber anstellt!