Als ich im Jahre 1930 in der Lage war, auf Java etc. zu sammeln, richtete ich im Anfang meine besondere Aufmerksamkeit auf die epiphyllen Lejeuneen. Obwohl „de Frullaniaceis VII” damals eben veröffentlicht war, sammelte ich auch viele Frullanien, in der Hoffnung noch „etwas Neues” zu finden. Studien an meinen frischen Aufsammlungen in Tjibodas, Buitenzorg und Bandoeng und besonders in den Gärten etc. in Tjibodas und Buitenzorg zeigten mir den zweifelhaften Wert mancher kleinerer Sippen aus „de Frullaniaceis VII”. Es ist ohne weiteres klar, dass die meisten Frullanien in recht verschiedenen Modifikationen auftreten können. Andererseits konnte ich auch zweifelsfrei feststellen, dass es sich bei manchen Arten um Komplexe von erblich verschiedenen Sippen handelt, die in manchen Fällen durch ziemlich einfache Experimente wohl zu trennen sind. Die kurze Zeit, welche ich damals in Tjibodas verbringen konnte, ermöglichte nur einige vorläufige Versuche, welche mir aber die feste Überzeugung gegeben haben, dass Experimente uns Näheres über manche polymorphe Sippen lehren können. Es wäre nicht so schwierig, die wichtigsten Modifikationen und erbliche Abweichungen bei manchen Arten zu studieren. Ich glaube aber nicht, dass wir hier, wo es sich durchweg um Epiphyten handelt, solche klare Ergebnisse erwarten können, wie Buch sie bei seinen klassischen Scapania-Experimenten erzielte. Mit schizostipen Lejeuneen sind diese Versuche viel schwieriger. Die Holostipae schliessen sich aber in vielen Hinsichten an die Frullanien an, und so entschloss ich mich, in Zukunft besonders die Revision und Bearbeitung von Frullanien und holostipen Lejeuneen in die Hand zu nehmen, in der Hoffnung, dabei selber einen Teil der notwendigsten Experimente anstellen zu können! Glücklicherweise haben auch meine und die Schiff ner’sehen Schizostipae einen Bearbeiter gefunden. Seit dem Erscheinen von „de Frullaniaceis VIII” habe ich mir stets Rechenschaft abgelegt, welche Probleme im Herbar und welche experimentell zu lösen sind. Ich halte es für den grössten Fehler der modernen bryologischen Systematik, dass man imallgemeinen Zu sehr danach strebt, Lösungen, welche erst in späteren Dezennien experimentell zu erzielen sind, nun schon arbitrarisch nach dem Studium von Herbarmaterial zu diktieren. Es muss uns völlig gleichgültig sein, ob bestimmte Lösungen vielleicht erst in einem folgenden Jahrhundert experimentell zu erreichen sind. Der im Herbar arbeitende Taxonom ist fertig, wenn er das Problem, das später experimentell zu lösen ist, klar umschrieben hat. Hat er die Fragestellung vollständig angegeben, so muss er entweder mit Experimenten oder mit Revisionen anderer Gruppen anfangen.

Mededelingen van het Botanisch Museum en Herbarium van de Rijksuniversiteit te Utrecht

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Verdoorn, F. (1933). Die von V. Schiffner (1893-1894) und von Fr. Verdoorn (1930) auf den indomalesischen inseln gesammelten Lejeuneaceae holostipae. De frullaniaceis XI. Mededelingen van het Botanisch Museum en Herbarium van de Rijksuniversiteit te Utrecht, 8(1), 50–71.