Bei einer Untersuchung in einer Anzahl von niederländischen „blauwgraslanden“ (d. h. „blaue Wiesen“, Cirsio-Molinietum, Junco-Molinion) wurde Ctenidium molluscum angetroffen, eine Art, welche in den Niederlanden mehr oder weniger zum Mesobromion gerechnet wird. Untersuchungen an altem Herbarmaterial ergaben, daß die Art im vorigen Jahrhundert auch mehrere Male in den Übergangsgebieten zwischen Pleistozän und Holocän gefunden worden ist, wo es früher u. a. ausgedehnte „blauwgraslanden“ gab, und hier und da auch Gesellschaften aus dem Caricion davallianae. Den alten Funden von Ctenidium molluscum waren oft andere Arten, überwiegend aus dem Caricion davallianae, beigemischt. Literaturangaben aus Grasländern, Mooren und Heiden von Irland bis Österreich brachten zutage, daß der soziologische Anschluß von Ctenidium molluscum sich geographisch verschiebt: im extrem atlantischen Klima findet sich das Moos in verschiedenen Milieutypen, von ziemlich trockenen bis zu nassen Böden, in Gegenden mit trockenerem Klima nur auf feuchten bis nassen Böden. Außer dieser naß/trocken-Verschiebung handelt es sich teilweise auch um eine basisch/sauer-Verschiebung: in Zentral-Europa kalkstet, in NW-Europa bodenvag. Man hat den Eindruck, daß solche Verschiebungen u.a. für die Gradientgrasländer (im Sinn von VAN LEEUWEN) charakteristisch sind. Hier findet sich Ctenidium molluscum mit Arten wie Linum catharticum, Briza media, Carex flacca und auch Fissidens adianthoides, wobei Ctenidium seltener ist. Wahrscheinlich erfordert Ctenidium einen stärkeren Gradienten als die anderen erwähnten Arten. Demzufolge wird Ctenidium molluscum im niederländischen „blauwgrasland“ heute nahezu nicht mehr angetroffen, da sich nicht nur das Areal vom „blauwgrasland“ sehr stark vermindert hat, sondern auch die noch erhaltenen Naturschutzgebiete stark von der allgemeinen Nivellierung (der Herabsetzung des Wasserstandes und der Eutrophierung, also der Abnahme der Gradientsituationen) betroffen sind. Den Herren Prof. Dr. J. J. Barkman, Drs. J. H. WILLEMS und Dr. H. J. During danke ich für kritische Durchsicht des Manuskripts, Herrn Drs. E. A. MENNEGA für die Übersetzung.